Die Geschichte vom „neuen Betrugsinstrument“
Im Jahr 1700 saßen ein paar ernst dreinschauende Herren in gepuderten Perücken um ein Cembalo herum.
Einer hustet bedeutungsvoll und sagt:
„Habt ihr gehört? Da hat einer in Florenz so einen Kasten erfunden, wo man nur auf Tasten haut – und innen drin schlägt ein Mechanismus auf die Saiten!“
Empörtes Raunen.
„Ein Mechanismus?! Also kein echter Musiker mehr?“
„Ja! Der drückt nur Knöpfe – der zupft gar nicht mehr! Das ist doch Betrug!“
Ein anderer nickt: „Das zerstört die wahre Kunst. Jeder Trottel kann ja dann Musik machen!“
Ein paar Jahrzehnte später:
Mozart klimpert fröhlich drauflos.
Beethoven haut in die Tasten, dass das Holz kracht.
Und plötzlich will die halbe Welt so ein Ding haben.
Die gleichen Leute, die vorher „Betrug!“ schrien, verkaufen jetzt Klaviere und unterrichten Kinder drauf.
Schnitt:
Jahr 2025.
Neue Generation.
Diesmal heißt das „Betrugsinstrument“ nicht Klavier, sondern KI.
Und wieder hört man die Stimmen:
„Das ist ja kein echtes Musizieren!“
„Da drückt man ja nur Knöpfe!“
„Jeder kann das ja!“
Tja.
Die Geschichte wiederholt sich – nur das Instrument ist ein anderes.
Moral des Stücks:
Am Ende wird nicht der verurteilt, der Neues wagt –
sondern der, der zu spät merkt, dass der Fortschritt längst spielt.
Yvonne Mosel
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